Das passiert, wenn du NICHT schreibst
Schreiben hilft in jeder Lebenslage. Es ist ein ideales Selbstcoachingtool und bietet dir Hilfe und Selbsterkenntnis.
Auf was du alles verzichten musst, wenn du das Schreiben nicht ausprobierst, liest du hier.
Keine Ruhe
Kennst du das? Ein Problem beschäftigt dich und kreiselt in deinem Kopf herum. Du schläfst mit dem Gedanken an das Problem ein und wachst am nächsten Morgen mit genau diesem Gedanken wieder auf. Wenn du Pech hast, hält dich die Grübelei sogar wach oder weckt dicht nachts auf. Du grübelst und grübelst – es ist schier unerträglich. Aber eine Lösung ist einfach nicht in Sicht. Das kann Tage und Nächte so weitergehen.
Dabei wäre die Lösung so einfach. Schreib es auf! Das hilft garantiert. Denn alles, was du aufschreibst ist erst einmal aus deinem Kopf raus. Damit belastet es dich weniger und lässt dich ruhiger schlafen. Probiere es doch mal aus.
Keine Klarheit
Durch das ewige Nachdenken über eine anstehende Entscheidung schaffst du es nicht auf den Punkt zu kommen. Es wird immer verworrener. Je länger du darüber nachdenkst, desto mehr Optionen rasen durch deinen Geist. Plötzlich musst du dich nicht mehr zwischen A und B entscheiden, sonder zwischen zig weiteren Möglichkeiten. Und dann die Gedanken zu den möglichen Konsequenzen… Es wird immer unübersichtlicher und du zweifelst so langsam an deiner Fähigkeit, überhaupt irgendeine Entscheidung treffen zu können.
Die Lösung? Schnapp dir Stift und Papier und schreib es auf. Du kannst beispielsweise ein Pro und Contra-Liste erstellen oder dir aufschreiben, wer durch deine Entscheidung betroffen ist und wie sich das auswirkt. Du wirst erstaunt sein, wie schnell sich die Gedanken klären, wenn sie erst einmal das Papier erreicht haben. Durch das Aufschreiben entsteht schnell eine Struktur, die es viel einfacher macht, das Wesentlich zu erkennen und somit entscheiden zu können.
Kein Loslassen
Der Gedanke ist immer in dir präsent. Was immer es ist, das dich beschäftigt, solange du nicht eine Gedankenpause einlegst, kann sich die Lösung nicht formen. Du musst den Gedanken unbedingt loslassen, um innerlich durchatmen zu können. Aber wie stoppt man so eine Gedankenlawine?
Aufschreiben! Du kannst dir durch das Schreiben sicher sein, dass der Gedanke nicht verloren geht. Du kannst dich beruhigt zurücklehnen und weißt, morgen ist der Gedanke noch da, sicher vermerkt auf einem Blatt Papier. Du kannst dann weiter darüber nachdenken. Und durch die Pause, die du dir verschafft hast, wird das Weiterdenken herrlich frisch und lösungsorientiert sein.
Kein Perspektivwechsel
Das Problem bei einem Problem ist das darum Kreisen. In dem Moment, wo du ein Problem als Problem identifiziert hast geht es los. Da ist die schönste Lösungsorientierung verschwunden und alles dreht sich nur um das Problem. Selbst grundsätzlich lösungsorientierte Menschen stehen vor dem Dilemma, erst einmal den Problemberg zu sehen und gar nicht in die Lösungsebene zu kommen.
Als Stoppschild leistet das Schreiben wunderbare Dienste. Ist das Problem erst einmal auf dem Papier und raus aus dem Kopf, kann es nüchterner betrachtet werden. Der Gedanke „Was, wenn es gut wäre?“ bringt dann den notwendigen Perspektivwechsel. Und das schriftliche Sammeln von den am Anfang als abstrus empfundenen Ideen zur Problemlösung macht nicht nur Spaß, sondern hilft ungemein.
Kein Abregen
Wenn du dich über jemanden oder etwas so richtig ärgerst, steigerst du dich wahrscheinlich erst einmal so richtig in diese Wut hinein. Gedanklich gehst du alles wieder und wieder durch, fühlst dich ungerecht behandelt oder bist einfach entsetzt über die Situation, das Verhalten, die Art und Weise – you name it.
Schreib dir die Wut aus dem Körper. Schimpfe schriftlich ordentlich vor dich hin, bist du spürst, dass die Wut verraucht. Schriftlich funktioniert abregen in mindestens doppelter Geschwindigkeit. Eine Fortführung könnte das Umschreiben (s. u. ) werden.
Kein Verständnis
Wenn du dich über jemanden oder etwas aufregst, ist es fast unmöglich, Verständnis dafür aufzubringen. Versuch es doch mal schriftlich. Frage dich, was zu dieser Situation führen konnte. Wovon war der andere vielleicht getrieben, von welcher Annahme ist er ausgegangen. Wenn du in Ruhe schreibst, sind solche Gedankenspiele ganz leicht. In dem Moment, wo du Verständnis entwickelst, ist es viel leichter zu verzeihen.
Kein Umschreiben
Eine Situation macht dich fertig. Du hast dich deiner Meinung nach total falsch verhalten. Hast vielleicht auf eine unverschämte Aussage gar nicht reagiert und ärgerst dich jetzt darüber. Jetzt fallen dir all die eloquenten Erwiderungen ein, die du diesem Mies-Menschen hättest entgegnen könnnen?
Dann schreibe die Situation um. Schreib sie so auf, wie du sie gerne erlebt hättest. Schreibe den Dialog auf, in dem du die Gesprächsführung übernimmst und dein Gegenüber mit den besten Argumenten überzeugst. Du wirst spüren, wie gut du dich danach fühlst.
Keine Entlastung
Alles was dich belastet, macht dich auf Dauer krank. Vielleicht hast du das schon erkannt, vielleicht bist du zum Beispiel gerade auf der Suche nach einer Psychotherapie. Aber die Warteliste ist lang und deinen ersten Termin bekommst du erst in ferner Zukunft. Du hast das Gefühl zu platzen, wenn nicht bald Entlastung in Sicht kommt.
Nutze für die Übergangszeit das Schreiben. Schreibe dir die Fragen auf, die du von einem Therapeuten erwarten würdest oder die du vielleicht einem Therapeuten stellen würdest, um Hilfe zu bekommen. Und dann beantworte dir diese Fragen schriftlich. Du wirst dich wundern, welche Antworten du dir selbst gibst. Manchmal dauert es ein wenig, die Antwort ist nicht sofort da, aber nach ein paar Tagen vielleicht. Und es wird immer besser, es braucht nur ein wenig Übung.
Kein Kennenlernen innerer Anteile
Kennst du deine inneren Anteile? Dein inneres Kind, den inneren Kritiker, den Weisen oder den Kreativen? Vielleicht bisher noch nicht, aber deine innere Stimme hast du bestimmt schon einmal wahrgenommen. Mal warnt sie dich, mal redet sie dir gut zu, mal schimpft sie mit dir.
Wenn du diese Stimme nutzen möchtest, wenn du mit ihr ins Gespräch kommen möchtest, dann nimm dir Zeit zum Schreiben und arbeite auch hier mit Fragen. Frag deinen inneren Kritiker, warum er denn deine Arbeit so zerreissen muss. Was genau glaubt er denn ist wirklich so schlecht. Oder frag die fürsorgliche Stimme, warum sie glaubt, dich beschützen zu müssen. Die Antworten, die du auch wieder aufschreiben solltest werden dich sicher erstaunen.
Das funktioniert übrigens auch hervorragend als schriftlicher Dialog mit einer Krankheit. Frag dein Rheuma mal, wofür es gut ist und warum es unbedingt bei dir seien will. Oder frag dein Asthma, welche Aufgabe es erfüllt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du dich wundern wirst.
Kein Erweiterung des Horizonts
Wenn du in Überlegungen feststeckst, ist es schwierig den eigenen Horizont zu erweitern und Möglichkeiten wahrzunehmen. Alle bisher beschriebenen Punkte führen dich aber in die Ruhe und Gelassenheit. Wenn du das Schreiben als Übung für Ruhe und fürs Nachdenken nimmst, wenn du dir die Zeit für Fragen und Antworten erlaubst und sie schriftlich festhältst, erweiterst du ganz automatisch deinen Horizont. Und diese Horizonterweiterung führt oft auch zu…
Kein Aha-Effekt
… dem gewünschten Aha-Effekt. Das Heureka der Lösung kann nur zu dir kommen, wenn du dir Zeit und Ruhe erlaubst, Dinge, Menschen, Situationen von allen Seiten zu betrachten. Wenn du dir erlaubst auch unkonventionell ans Denken heranzugehen. Dabei hilft dir das Schreiben. Du wirst automatisch langsamer, besonders, wenn du von Hand schreibst. Du reflektierst deine Gedanken und schreibst Variationen auf. Du stellst dir Fragen und beantwortest sie. Und dann plötzlich ist er da: der Aha-Effekt! Die Erkenntnis, wie etwas gehen kann.
Keine Heilung
Letzlich verwehrst du dir die Möglichkeit, dich selbst zu heilen, wenn du das Schreiben nicht ausprobierst. Egal, welche Verletzung, welche Schwierigkeit, welches Trauma dich begleitet. Alles wird durch das Schreiben leichter. Etliche wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen die heilsame und entlastende Wirkung des Schreibens. Worauf wartest du also? Fang einfach an, du hast nichts zu verlieren und alles zu gewinnen.
Schreiben hilft. Immer!
Titelbild: Bild von Liza Summer auf Pexels